Reminiszenz in Öl an die Mühlenbergstraße
HOHENLIMBURGER HEIMATBLÄTTER, Ausgabe 11/2020
Die historische „Gastwirtschaft zum Möller-Denkmal von Wilhelm Rademacher”, die wir in unserer Reihe alter Wirthäuser vor einiger Zeit als Titelbild und als Aufmacher vorstellten 1), ließ bei der Oestricherin Brigitte Bergmann alte Erinnerungen hochkommen. Sie hatte im Iserlohner Kreisanzeiger (IKZ) davon gelesen. Aus Hohenlimburg stammend, wurden familiäre Erzählungen wach. Ihr Vater Willi Rüschenschmidt (1919 – 2003) war „am Mühlenberg” groß geworden, womit konkret die Mühlenbergstraße gemeint ist. „Rademacher” lag nicht weit entfernt, fast nebenan.
Um 1968 mag es gewesen sein, Willi Rüschenschmidt wohnte schon längst im Elseyer Süden und betrieb an der damaligen Hagener Straße in Hohenlimburg – sie heißt heute Hohenlimburger Straße – eine kleine Drahtwarenfabrik, als er das Kunstwerk einer in Öl gemalten vertrauten Ansicht erwarb. Es bildet eine Perspektive ab, die heute längst nicht mehr so besteht, älteren Hohenlimburgern aber noch vertraut sein wird. Im Mittelpunkt des Gemäldes steht ein Gebäude, dessen Rot sich von der Umgebung absetzt und den Blick des Betrachters anzieht. Es ist Teil der früher zur Lenne hin gelegenen Bebauung der Mühlenbergstraße. Über Jahrzehnte war es einstmals als Quartier der Bier- und Getränkehandlung Scheffer bekannt. Zwischen dem Bauwerk und dem rechts davon nach oben strebenden Turm der evangelisch-reformierten Stadtkirche liegt, aus dieser Malerperspektive nicht erkennbar, die Lenne.
Das hier abgebildete Schwarzweißfoto einer nostalgischen Szene mit Bierfass vor dem Gebäude des Getränkehandels Scheffer um 1921 zeigt, dass das Haus mit Ziegelsteinen errichtet worden war. So erklärt sich das vom Maler eingesetzte Rot. Das Foto hatten wir zusammen mit weiteren alten Aufnahmen rund um die Mühlenbergstraße im großen Elsey-Heft dieser Zeitschrift abgebildet. 2) Sie entstammten zu einem großen Teil einer alten Sammlung Willi Rüschenschmidts.
Am linken Rand des Ölgemäldes springt die Fassade der Gastwirtschaft Rademacher mit ihrem charakteristischen Vorbau in das Blickfeld. Auf dem Straßenzug sind die nach rechts auf die Stennertbrücke führenden Straßenbahnschienen auszumachen. Willi Rüschenschmidt gab das Gemälde einst bei dem Maler Werner Turk aus Lüdenscheid in Auftrag, der zuvor in Hohenlimburg gelebt hatte. Beide waren freundschaftlich verbunden. Die Ansicht mag die Gegebenheiten um 1956 verewigen. Die Iserlohner Straße weist noch nicht die heutige mehrspurige Breite auf, die sie durch den Ausbau zu Beginn der 1960er Jahre bekam. Das Gebäude des Bier- und Getränkehandels Scheffer und die sich anschließende Häuserreihe an der Mühlenbergstraße mussten zu Beginn der 1970er Jahre dem Ausbau der Mühlenbergstraße weichen. Die hat seither nur noch zur Seite des Berghangs hin eine Bebauung.
Das Ölgemälde von Werner Turk ist für Brigitte Bergmann und ihren Mann Klaus ein schönes Familienandenken. Im Hause Bergmann in Oestrich hält man es in Ehren.
wf
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1) Felka, Widbert: Zur Schenke – Alte Wirtshäuser in Hohenlimburg: Die Gastwirtschaft zum Möller-Denkmal von Wilhelm Rademacher, in:
Hohenlimburger Heimatblätter, 81. Jahrgang, Nr. 5/2020 S. 149 – 158
2) Grönke, Egon: Erinnerungen an die Mühlenbergstraße vor über 50 Jahren, in: Hohenlimburger Heimatblätter, 76. Jahrgang, Nr. 11/2015
S. 86 – 93