Geschichtswerkstatt im Historischen Centrum
Ausrichtung auf Zukunftsaufgaben zwischen Historischem Centrum und Heimatverein verabredet.
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe des Heimatvereins besuchten die Mitglieder der HOHENLIMBURGER GESCHICHTSWERKSTATT das Historische Centrum in Hagen-Eilpe. Im Mittelpunkt stand dabei die Geschichte Hohenlimburgs und die ehemalige Grafschaft Limburg.
„Tief beeindruckt“, so die Worte des stellvertretenden Vorsitzenden des Hohenlimburger Heimatvereins, Dr. Herbert Kersting, waren die Teilnehmer der HOHENLIMBURGER GESCHICHTSWERKSTATT von der Qualität, dem Umfang sowie der visuellen Darstellung des Archivguts im Historischen Centrum in Hagen-Eilpe. Hinsichtlich der Inhalte wurde ein thematischer Schwerpunkt auf die Aufarbeitung und Dokumentation der Hohenlimburger Geschichte gelegt.
In einer sehr engagierten fast dreistündigen Führung, die von den beiden Historikern Ralf Blank M.A., dem Leiter des Arbeitsbereiches Geschichte, und Andreas Korthals M.A., Archivar im Stadtarchiv Hagen, geleitet wurden, sahen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zunächst die neue Dauerausstellung des Stadtmuseums mit vielen Schwerpunkten u. a. der alten Grafschaft und der ehemaligen Stadt Hohenlimburg, so z.B. Stift Elsey, Hogenberg-Kupferstich, Originalportrait von Pfarrer Möller, handwerkliche Arbeiten des Pulverhornmachers Franz Götze oder des Hofbüchsenmachers Hünefeld (jeweils um 1750).
Anschließend erhielten die Teilnehmer umfangreichen Einblick in die Aufgaben, Einrichtungen und Tätigkeiten des Historischen Centrums Hagen. Dazu gehören neben der wissenschaftlichen Erforschung der Stadt- und Regionalgeschichte auch die Archivierung, Konservierung und Erhaltung von historischen Büchern, Urkunden, Dokumenten und Gegenständen der Sachkultur. Auch die umfangreichen Stadt- und Museumsbestände der ehemaligen Stadt Hohenlimburg sind ein Teil des Historischen Centrums Hagen und werden, unter konservatorisch unbedenklichen und klimatisierten Bedingungen, teilweise in der Dauerausstellung zur Geschichte der Stadt gezeigt. Das Stadtarchiv Hagen konnte in den vergangenen Jahren mehr als 1000 historische Akten aus Hohenlimburg und Elsey erschließen, sichten und nach modernen archivarischen Verfahren elektronisch verzeichnen – bis dahin wußte kaum jemand, was eigentlich in den Aktenvorgängen, Urkunden und anderen Dokumenten enthalten ist. Ein Teil dieser Bestände, über 20.000 Akten, kann sogar schon heute im Internet recherchiert werden.
Primäres Ziel des Besuches war es, daß sich die HOHENLIMBURGER GESCHICHTSWERKSTATT einen Eindruck von der Tätigkeit des Historischen Centrums Hagen und der dort tätigen Wissenschaftler verschaffen konnte, wie die vielfältige Geschichte Hohenlimburgs von professionell ausgebildeten, fachlich qualifizierten Historikern, Museologen und Archivaren betreut und bearbeitet wird. Viele Laien haben beispielsweise völlig falsche Vorstellungen davon, wie mit historischen Dokumenten und Gegenständen umgegangen werden muss, um sie möglichst dauerhaft für die Nachwelt zu erhalten. Auch ist die Frage, was historisch wichtig und wertvoll ist, ist durchaus sehr differenziert zu sehen und oft auch subjektiven, persönlichen Präferenzen unterworfen. Wie man historische Schrift- und Bildquellen deutet und erschließt, ist oft ein schwieriges Terrain und führt bei Laien häufig zu Missverständnissen und Fehldeutungen.
Die Museumsmitarbeiter öffneten für die HOHENLIMBURGER GESCHICHTSWERKSTATT das ansonsten für die Öffentlichkeit nicht zugängliche Archiv und zeigten die fachkundig gelagerten Exponate der Museen der bis 1975 selbständigen Stadt Hohenlimburg. So sahen die Teilnehmer die vollständig vorhandene Bibliothek zur Ur- und Frühgeschichte Hohenlimburgs, die Spezialliteratur mit Originalschriften, u. a. von Pfarrer Möller, das älteste Buch „Luthers Tischreden“ und alte Originalkarten. Besonders beeindruckt waren die Teilnehmer von zwei Grenzkarten, die die Historiker vorlegen konnten: Eine stammt aus dem Jahr 1794, die andere aus dem Jahr 1734 (Grenzkarte, vermutlich älteste Karte Hohenlimburgs).
Die Zukunft steht der HOHENLIMBURGER GESCHICHTSWERKSTATT und allen Hohenlimburger Bürgern offen: Sie sind eingeladen von den Historikern, die Geschichte selbst zu erforschen. Das Fotoarchiv umfasst rund 200.000 Bilder und Negative aus Hohenlimburg und Hagen, 3.600 (von ehemals insgesamt geschätzt 20.000) Hohenlimburger Verwaltungsakten sind bereits erfasst, weitere rund 2000 stehen zur Erfassung und Digitalisierung noch an. Spannend für die Teilnehmer auch weitere Details, die heimatkundlich Spaß machen. Beispielsweise von 2 Polizisten im angetrunkenen Zustand an der Lennebrücke oder die Originalerrichtungspläne und –zeichnungen des „Brückenzollhaus“. Vollständig vorhanden seien ferner das Zeitungsarchiv Hohenlimburgs sowie der „Oeffentlicher Anzeiger für die Grafschaft Limburg“. Das Zeitungsarchiv im Historischen Centrum Hagen ist eines der größten in Westfalen in kommunaler Trägerschaft.
Bei den Forschungen der Wissenschaftler im Historischen Centrum Hagen, das mit zahlreichen Universitäten und Fachinstituten kooperiert und in auch internationalen Fachzeitschriften und Buchveröffentlichungen präsent ist, werden auch Themen der Hohenlimburger Geschichte, wie zum Beispiel der Holocaust, das „Dritte Reich“ und der Einsatz von Zwangsarbeitern, die kommunale Neugliederung sowie die historischen Fakten über die Anfänge und Entwicklung der Burg, Stadt und Grafschaft Limburg im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit, berücksichtigt. Durch die vielfältigen Kooperationen und Mitwirkungen in Forschungsnetzwerken fließen aktuelle Erkenntnisse der modernen Geschichtswissenschaft, Archäologie und Geologie in die tägliche Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Historischen Centrums ein. So wurden in den vergangenen Jahren bisher unbekannte Quellen zur Hohenlimburger Stadtgeschichte erschlossen, die ein neues Licht auf die reiche und spannende historische Entwicklung der früheren Kleinstadt an der Lenne werfen. Eine Datenbank mit über 40.000 biographische Angaben über die im Raum Hagen 1939-1945 eingesetzten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter enthält auch zahlreiche in Hohenlimburg beschäftigte Personen und Angaben über deren Schicksal. Das Historische Centrum Hagen und die zugehörigen Institutionen ermöglichen interessierten Laien einen Zugang zur Geschichte. Dies kommt unter anderem auch der Arbeit der HOHENLIMBURGER GESCHICHTSWERKSTATT zugute.
Gegenwärtig werden weitere Projekte vorbereitet, die in Hohenlimburg realisiert werden sollen, so Peter Schöne, für die HOHENLIMBURGER GESCHICHTSWERKSTATT verantwortliches Vorstandsmitglied des Heimatvereins, und Ralf Blank vom Historischen Centrum.
(Text: Peter Mager)
Besuch der GESCHICHTSWERKSTATT im Historischen Centrum im Blickfeld der Presse: