Die Grenzkarte der Grafschaft Limburg von 1734
Die Geschichte der Grafschaft Limburg, die Geschichte der (Hohen-)Limburg und die Stadt- und Territorialgeschichte des Ortes zu Füßen der Burg bzw. der Schloßanlage sind wesentlicher Bestandteil der Geschichtsarbeit des Vereins für Orts- und Heimatkunde Hohenlimburg e.V. Dieser Aufgabe widmet sich der Verein seit seiner Gründung im Jahr 1920.
Anfang 2007 gründete sich die GESCHICHTSWERKSTATT des Vereines als Arbeitskreis mit dem Ziel, die Geschichte Hohenlimburgs und der Region sowie der bis 1808 bestehenden Grafschaft Limburg auf der Basis historischer Quellen mit Unterstützung von Sachverständigen, Historikern und unter Nutzung von Archiven zu erforschen und damit den vorhandenen reichhaltigen Bestand an historischen Forschungen zu ergänzen.
Anläßlich eines Besuches im Historischen Centrum der Stadt Hagen im Juli 2007 wurden die Mitglieder der Arbeitskreises vom Stadtarchivar, Andreas Korthals, auf einen interessanten Punkt der Geschichte der Grafschaft Limburg hingewiesen. Im Bestand des Stadtarchivs befand sich eine Grenzkarte der ehemaligen Grafschaft Limburg (bis 1808) datiert auf den 27. August 1734, gezeichnet von dem Geometer Joan Schröder, kopiert von dem Landmesser Nordhaus.
Der Gründer des Vereins für Orts- und Heimatkunde Hohenlimburg e.V., Hermann Esser, konnte in seinem Artikel „Die Grenzen der Grafschaft Limburg“ in Heft Nr. 6 der „Heimatblätter für Hohenlimburg u. Umgegend“ im Juni 1928 bereits folgendes berichten:
„Die ständig wiederkehrenden Grenzkämpfe ließen eine genaue Festlegung der Grenzlinien und eine endgültige Festlegung der Besitzverhältnisse immer dringender erscheinen. Daher erteilte Moritz Casimir I. gleich nach Antritt der Regierung dem Landmesser Schröder den Auftrag die Vermessung der Landesgrenzen vorzunehmen. Schröder umzog die „Limiten“ und begann die Vermessung; sieben strittige Punkte stellten sich heraus, über die man sich mit Mark bzw. Preußen einigen musste. An Zehrkosten und freie Handlanger forderte Schröder 94 Taler 53 Stüber 6 Pfennig.“
„Eine endgültige Lösung brachte die Vermessung1732/34 nicht; denn noch im Jahre 1737/38 schwebten märkisch/limburgische Verhandlungen zur Regulierung der Grenze.“
Die Karte diente somit Verwaltungszwecken. Ab 1681 (bzw. 1720 als Hauptresidenz) nahmen die Grafen von Bentheim-Tecklenburg Residenz auf Schloss Hohenlimburg. Die Grafschaft Limburg kam 1589 – im Erbwege – in den Besitz des Grafenhauses Bentheim-Tecklenburg.
Die Karte befand sich im Archivbestand der ehemaligen Stadt Hohenlimburg. Infolge starken Gebrauchs sowie unsachgemäßer Behandlung wies die Karte erhebliche Beschädigungen und „Reparaturen“, z. B. mit Klebestreifen und ähnlichem auf. Die Beschädigungen gehen zurück auf eine Zeit vermutlich in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts.
In der Restaurierungswerkstatt des westfälischen Archivamtes des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (Münster) wurde die Karte restauriert und mit einem Klimarahmen versehen, der eine museal-fachgerechte Präsentation ermöglicht.
Das Stadtarchiv Hagen, das Historische Centrum der Stadt Hagen, die Schloss Hohenlimburg gGmbH und der Verein für Orts- und Heimatkunde Hohenlimburg e.V. stimmen in dem Bestreben überein, die Grenzkarte als Dokument der Stadt- und Territorialgeschichte Hohenlimburgs der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Die Stadt Hagen hat die Grenzkarte als Dauerleihgabe der Schloss Hohenlimburg gGmbH zur Ausstellung auf Schloss Hohenlimburg zur Verfügung gestellt.
Die Grenzkarte ist neben den Ölgemälden aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, welche Schloss Rheda und Schloss Hohenlimburg darstellen, angeordnet und wird über neu installierte museal-fachgerechte Strahler erleuchtet, die die Objekte in ideales Licht setzen.
Die Kosten der Restaurierung der Grenzkarte und die Kosten der Präsentation – Klimarahmen und Beleuchtung- werden gedeckt über eine großzügige Spende der Unternehmensgruppe VDF – Federntechnik, Hagen-Hohenlimburg aus Anlaß ihres 100jährigen Firmenjubiläums, welches im Juni 2008 begangen wurde. Das moderne. innovative Unternehmen steht in der Jahrhunderte alten Tradition mittelständischer Familienunternehmen in der eisen- und metallverarbeitenden Industrie unserer Region.
Wir danken der Unternehmensgruppe Vogtland, hier den Herren Paul-Bernd und Martin Vogtland, für die großzügige finanzielle Unterstützung und ihr Engagement bei der Realisierung des Projektes.
(Text: Peter Schöne, September 2008)
Die Übergabe der Grenzkarte als Dauerleihgabe an die Schloss Hohenlimburg gGmbH im Blickfeld der Presse:
Informationen über die Grenzlandkarte von 1734
Seit dem 17. Jahrhundert kam es zwischen der Grafschaft Limburg und der Grafschaft Mark immer wieder zu Grenzstreitigkeiten.
Diese ständigen Grenzkämpfe machten eine genaue Festlegung der Grenzlinie notwendig. Daher erteilte Graf Moritz Casimir I. (1710 – 1768) direkt nach Antritt der Regierung 1732 dem Landmesser Johann Schröder den Auftrag, die Vermessung der Landesgrenzen vorzunehmen.
Bei dieser Vermessung erhielt Schröder laut dem Begleittext der Karte Unterstützung durch die Rechtsbeistände der Grafschaft Mark und der Grafschaft Limburg. Auf Märkischer Seite unterstützte ihn der Gerichtsschreiber Grüter aus Lüdenscheid, auf Limburger Seite erhielt er Hilfe durch den Kanzleisekretär Hülshoff.
Bei dieser Vermessung wurden sieben strittige Punkte festgestellt, die auch auf der Karte vermerkt sind:
1.) Am Ufer bei Mederweische und Westhofen und Heims-Wiesen
2.) wegen einiger Gerkendahlscher Weiden
3.) wegen der Dellwiger Weiden
4.) wegen des Hembergs
5.) in dem Hofe an der Deerth
6.) an der Laseberge wegen der alten Rolle oder Osemundt-Hammer
7.) vom dem Styeberg auf der Deyert bis zum Einfluss des Barmer Baches in die Lenne
Die historischen Hintergründe dieser Streitpunkte lassen sich allerdings nicht feststellen.
Zur genauen Kennzeichnung der Grenzen und zum Erkennen der strittigen Gebiete wurde die Grenze auf märkischer Seite mit gelber Farbe und auf Limburger Seite mit purpurner Farbe gekennzeichnet.
Laut Esser (HHBL, 1928, S. 95) verlangte Schröder an Zehrkosten und für freie Handlanger insgesamt einen Lohn von 94 Reichstalern und 53 Stüber.
Zu den Münzen: 1 Reichstaler = 60 Stüber = 720 Pfennig. Nach heutigen Schätzungen beträgt der Wert eines Reichstalers umgerechnet 20,-€. Zum Vergleich, 1 Kuh kostete im frühen 18. Jh. 9 Reichstaler. Das Jahresgehalt eines Amtmanns betrug im Jahre 1724 rund 160 Reichstaler. Das Jahresgehalt eines Großknechts betrug um 1724 12 Reichstaler bei freier Wohnung, Verpflegung und Kleidung.
Zu den Maßeinheiten auf der Karte: die Messung wurde mit dem damals gebräuchlichen rheinländischen Fußmaß ausgeführt. Auf einen rheinischen Fuß kamen 12 Zoll, 12 Fuß auf eine Ruthe. Nach heutigen Maßeinheiten entspricht ein Rhein. Fuß 0,314 m, 1 Zoll entspricht 2,615 cm, 1 Ruthe = 12 Fuß = 3,766 m.
Der Zustand der Karte vor der Restaurierung kann nur als schlecht bezeichnet werden. Die Oberfläche war komplett verschmutzt, das Papier verbräunt. Die Ober- und Unterkanten der Karte waren gestaucht, geknickt und vielfach eingerissen, hinzu kamen kleinere Fehlstellen. Am linken Rand befanden sich eine große Fehlstelle und ein weiterführender Riss. Weiterhin waren braune Wasserflecken am unteren und oberen Rand feststellbar, ebenso ein Fettfleck. Darüber hinaus kamen noch Spuren von alten und unsachgemäßen Reparaturen, die vor allem mit Tesafilm und braunem Tesapackband ausgeführt worden waren.
Die Karte wurde der Restaurierungswerkstatt des LWL-Archivamtes für Westfalen in Münster übergeben. Dort wurde die Oberfläche mit Wishab-Radierkissen und partiell mit feuchten Wattestäbchen gereinigt. Die Klebebänder wurden mechanisch, unterstützt durch Wärme, entfernt, der Klebeband-Klebstoff mittels Radiergummi beseitigt. Die verschiedenen Flecken wurden mit Wasser und Isopropanol reduziert. Isopropanol ist eine schnell verdunstende, farblose, brennbare Flüssigkeit, die u.a. als Lösungsmittel für Fette, Harze, Lacke und Tinte Verwendung findet, aber auch beispielsweise für die Reinigung von Naturprodukten und die Herstellung von Desinfektionsmitteln benutzt wird. Danach wurde die Karte im Gore-Tex-Sandwich nach Befeuchtung geglättet. Beim Gore-Tex-Sandwich wird auf die Karte eine wasserdampfdurchlässige Membran (Goretex) gelegt, auf diese Membran dann wieder ein Löschkarton. Ziel ist es, die Karte schonend zu befeuchten, um sie dann zu glätten.
Die Fehlstellen wurden ergänzt, die Risse stabilisiert und mit Japanpapier, Büttenpapier und Weizenstärkekleister geschlossen. Als Schlussmaßnahme wurde ein Passepartout aus alterungsbeständigem Museumskarton angefertigt und die Karte gerahmt.
(Text: Historisches Centrum Hagen / Stadtarchiv Hagen, Andreas Korthals M.A., September 2008)
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